Literaturwissenschaft, B.A.
S, 2 SWS (Di 10-12), LG 4, D01

Michael Giesecke
Es scheint naheliegend, die Dichtung Goethes als Werk des Dichters zu verstehen. Spätestens seit der italienischen Reise entspricht dies nicht mehr der Selbstbeschreibung Goethes. Bedingung literarischen Schaffens ist ihm eine ‘ganze’, eine ausbalancierte Persönlichkeit. Welche Seiten gehören neben der literarisch künstlerischen noch dazu und wie kann man sich ihr Zusammenwirken in den verschiedenen Phasen der Karriere Goethes vorstellen? Kaum verständlich erscheint heutigen Betrachtern auch, daß die Neuplanung seines Lebenswegs 1787 in Italien ohne Coach gelang. Was substituierte den Berater? Unter anderem gewiß sein Schreiben.
Auch hier spielen neben den i.e.S. künstlerischen Projekten, wie der Überarbeitung der ‘Iphigenie’ oder des ‘Egmont’, Tagebücher und Briefe mit ganz anderen Inhalten und durchaus keinen ästhetischen Funktionen eine Rolle.
Vorbereitende Lektüre:
Entweder die ‘Italienische Reise’ oder das ‘Tagebuch der italienischen Reise’ plus eine Biographie Goethes.
Leistungsanforderungen
Kontinuierliche Mitarbeit wird u.a. durch schriftliche Tests in der Veranstaltung gesichert.
- 3 LP mündliches Referat plus Thesenpapier oder schriftliche Ausarbeitung von weniger als 10 Seiten
- 6+ LPs Referat plus Hausarbeit
Bei der Bewertung wird zwischen BA- und MA-Studierende dahingehend unterschieden, daß für MA Studierende grundsätzlich keine Arbeit mit ausreichend bewertet wird, die nicht neben der Darstellung auch eine kritische Diskussion der Positionen und den Versuch einer Übertragung auf Goethes Italienreise enthält. Für BA Studierende reichen Leistungen in zwei Teilbereichen aus.
Hinweis zur Vorbereitung auf die Referate/Hausarbeiten
Der Transfer zwischen den Modellen in der Sekundärliteratur und Goethes Erlebnisse in Italien wird durch den Rückgriff auf die bekannten umfangreichen Biographien erleichtert!! Letzte Referenz bleiben Goethes eigene Schriften!
Darstellung – Kritik – Transfer auf Goethe
Befriedigende Noten sind ohne diesen Dreischritt nicht zu erwarten.
Themen
Goethe in Italien - Psychoanalytische Deutungen
Eissler, Erikson vgl. die kritischen Kommentare anderer Biographen (Conrady, Staiger ...)
Karrieremodelle und ihre Anwendung auf die italienischen Jahre Goethes
Regnet, Erika 2004: Karriereentwicklung 40+ – Weitere Perspektiven oder Endstation? Weinheim und Basel, Beltz Verlag.
Ibarra, Herminia 2003: Working Identitiy: Unconventional Strategies for Reinventing Your Career. Boston, Mass., Harvard Business School Press. Vor allem zu Übergangsphasen
(Preisfrage: wer findet das Goethezitat, das sie als Motto nimmt?!)
Schein, Edgar 1994a: Karriereanker. Die verborgenen Muster Ihrer beruflichen Entwicklung. Lanzenberger, Looss und Stadelmann, Darmstadt 1992, 3. Aufl. (1. Aufl. 1992, amerik. 1985).
Schein, Edgar 1996a: Career anchor revisited: Implications for career development in the 21st century. In: The Academy of Management Executive 10 Heft 4, S. 80-88 oder www.solonline.org
Goethes Italienreise als Statuspassage
Van Gennep, Arnold 1999: Übergangsriten – Les rites de passage. Frankfurt/M., Campus Verlag. (franz.1981, Erstausgabe 1909).
Kunkel van Kaldenkerken, Roland/Carla van Kaldenkerken: Erfahrungen aus der Mediation für die Unternehmensberatung. in: Bamberg/Schmidt/Hänel: Beratung – Counseling – Consulting, Göttingen: Hogrefe Verlag, 2006, S. 281-303. (http://www.step-berlin.com/Frameset1.htm)
Goethes ganz andere Existenz in Rom
Zapperi, Roberto: Das Inkognito. Goethes ganz andere Existenz in Rom. München 2002.
Der ‘mannichfaltige’ Mensch Goethe – Eigene und fremde Persönlichkeitstheorien
Guardini, Romano 1961: Die Lebensalter. Würzburg, Werkbund Verlag. (1.Aufl. 1959).
Erikson, Erik. H. 1953: Wachstum und Krisen der gesunden Persönlichkeit. Stuttgart, Klett Verlag.
Lievegoed, Bernhard 2001: Lebenskrisen – Lebenschancen. Die Entwicklung des Menschen zwischen Kindheit und Alter. 12. Auflage, München, Kösel Verlag (1. Aufl. 1979).
Vgl. die Einleitungen und Kommentare in: Johann Peter Eckermann: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. In Bd. 12 (39) der »Frankfurter Ausgabe« hg. v. Gertrud Herwig (1989) sowie in Bd. 19 der »Münchner Ausgabe«, hg. v. Heinz Schlaffer (1986).
Goethe und sein Mäzen Herzog Ernst August
Wandel ihres Verhältnisses durch die Italienreise
Wahl, Hans (Hg.): Briefwechsel des Großherzogs Carl August mit Goethe. 3 Bände, Berlin 1915-1918.
Tümmler, Hans: Carl August von Weimar, Goethes Freund. Stuttgart 1978. Sowie die ‘anderen Quellen’.
Goethe – die Person aus soziologischer Sicht
Simmel, Georg: Goethe, Leipzig 1918 (3. Auflage).
Kurzreferate
Die Freunde in Rom
Wagner, Andrea: Goethe und sein römischer Freundeskreis. In: Görres (Hg.) Goethe S. 40 ff.
Reaktionen der Weimarer Freude
Als allg. Vorbereitung:
Görres, Jörn: Die Zurückgebliebenen. In: Ders. (Hg.) Goethe, S. 146 ff.
Termine: 16.10.07 23.10.07 30.10.07 06.11.07 13.11.07 20.11.07 27.11.07 04.12.07 11.12.07 18.12.07 08.01.08 15.01.08 22.01.08 29.01.08 05.02.08