S, 2 SWS (Mi 10-12), LG 4, D02
Michael Giesecke
Themenblock I: Konzeption und Motivation
Konzept:
Selbstreflexion der eigenen Photopraxis – Literatur nur als Anregung zu dieser Selbsterkundung, als Werkzeuge der Selbstexploration
Gruppenarbeit, um zu einigermaßen komplexen Ergebnissen zu kommen.
Alle Themen bitte an Bildbeispielen abhandeln!!
Entsprechend soll das Ergebnis auch sowohl eine Produktion (Bilderreihe, Reportage,...) als auch die Reflexion der eigenen Wahrnehmung, Weiterverarbeitung und Präsentation sein.
Welche Themen? Jedenfalls Menschen.
Motivation1:
Welches Photo, welche Photoreihe, welche Bild-Textkombination, welche Reportage hat mich am meisten beeindruckt?
Bitte drei Beispiele vorstellen
Motivation 2:
Metaphern des Photographierens. Was bedeutet für mich Photographieren? Mit welchen anderen Tätigkeiten mag ich es am ehesten vergleichen?
Z.B.: Photos ‘schießen’, ‘erbeuten’, ‘sehen’, ‘Sichtbar machen’, ’archivieren’…
Input:
Bernd Stiegler: Bilder der Photographie. Ffm. 2006.
Allgemeine Lektüre
‘Beute’, ‘Voyeurismus’, ‘Waffe’ in Stiegler...
Themenblock II: Bildgestaltung. Ästhetische Dimensionen
- Fokussierungen auf der Fläche (Goldener Schnitt) und Lese/Wahrnehmungs-richtungen
(Normalformen und Krisenexperimente)
Literatur: Gerhard Zimmer/Beate Stipantis: Bildkomposition und Bildwirkung in der Fotographie.
Allg. Lektüre: Diess. Bildformate (Zeitschriftenartikel)
- Gleichgewichte und Ungleichgewichte von Formen, Massen, Farben und Farbkontraste, hohe oder niedrige Hell:Dunkel-Kontraste
- Gestalt und Gestaltschließungszwang, Figur und Grund, Ornamente, Muster, Rhythmus
Gestaltpsychologisches ABC
Literatur: z. B. E. Gombrich
- Das Photo als graphische Kunstwerk und die Nutzung der Kodes der anderen Künste (Malerei, Graphik), Interferenzen zwischen den Ausdrucksformen der ähnlichen Medien.
‘Romantische Stimmungen’, ‘kühler Klassizismus’, pop art usf. wird durch die Anwendung der Mal- und Kunstfilter bei Photoshop
Themenblock III: Planung der Aufnahme
Als allg. – nicht technikfixierte – Einführungslektüre: W. Wiegand: Barbara Klemms Künstlerporträts
Kamera, Objektive...
Licht und Beleuchtung, Iso (Tonwerte)
Nähe und Distanz beim shooting
S. Sonntag dazu „Das Fotografieren ist seinem Wesen nach ein Akt der Nicht-Einmischung.“
Blickwinkel (hoher, tiefer Kamarastandpunkt, Profil, Halbprofil, Umriß, Umrahmung, Fluchtpunkte
Formate
Themenblock IV: Die Steuerung der Bedeutungszuschreibung zum (photo)graphischen Medium
- Die Erzeugung der Raumillusion oder deren Destruktion: Vordergrund, Mittelgrund, Hintergrund, Perspektive und Tiefenschärfe, Auflösungen der menschlichen Sehweise durch die Wahl von alternativen Brennweiten/Objektiven und Ausschnitten (z.B. Makroaufnahmen)
(Hier könnte man phototechnisches ABC einbauen.)
- Die Erzeugung der Bewegungsillusion: eingefrorene Bewegungen, Bewegungsunschärfe, Mitziehen der Kamera, der richtige Augenblick, Sequenzen, Positionen des Photographen und Bewegungsrichtungen...
„Der Photograph zeigt lediglich die Zeiger der Uhr, aber er wählt den Augenblick.“ (Cartier-Bresson)
- Die Erzeugung haptischer Illusion(Taktilität) durch Licht/Schatten und Papiere (Struktur)
(Besitzt auch klare ästhetische Dimensionen.) Licht kann auch unter anderen Aspekten behandelt werden.
- Einführen und Ausblenden sozialer (politischer) Kontexte
Bildobjekte (Dinge, Kleidung, locations, …) als Kontexte, Defokussierung, Bildunterschriften/-inschriften, Texte
- Psychologisieren
(am deutlichsten in den CharakterPorträts. “Auch wenn der Fotograf normalerweise nicht im Bild zu sehen ist, spüren wir (Beim Anblick des Porträtfotos), daß er dabei war, und zwar umsomehr, je gelungener das Porträt ist. (Wiegand)
Themenblock V: Photo und Text
Das durch den Kurs definierte Leitmedium ist das Photo, aber es ordnet sich vermutlich nicht immer dem Gedanken und den Texten unter. Im Verlauf der Arbeit dürften mal konzeptionelle Ideen zu Bildern, mal Bilder zu Ideen führen. Dieser Wechsel soll beobachtet und beschrieben werden.
Parallelität der (wie vieler?) Botschaften
„Ein gutes Bild soll auf jeden Fall eine Meinung widerspiegeln. Erst dann wird ein Bild interessant.“ (Höpker)
Themenblock VI: Nachbearbeitungen von Photos und spezifische Leistungen der digitalen Photographie
- ‘Es gibt kein Photo, das nicht digital verbessert (und verschlechtert) werden kann’
Photoshop u.ä. als Vervollkommnung der analogen Phototechnik (von der Aufnahme bis zur Entwicklung)
(Hier sind beliebig viele Themen/Trainings denkbar.)
Ganz brauchbar: Maike Jarsetz: Das Photoshop-Buch für digitale Fotografie. Bonn 2007.
- Die Schaffung neuer digitalphotographischen Welten
(durch alternative Kombinationen, Substitutionen, Additionen …; Konstruktion virtueller Objekte und Kontexte)
- Epistemologische Konsequenzen und die Verschiebung der Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft
„Im photographischen Bild zeigt sich, was zu je unterschiedlichen Zeiten als wirklich oder wahr gegolten hat.“ (Stiegler)
Lit.: Wolfgang Kemp (Hg): Theorie der Fotografie. München 1983.
Herta Wolf (Hg.): Paradigma Fotografie. Fotokritik am Ende des fotografischen Zeitalters. Ffm. 2002.
Für die Frühzeit: Bernd Stiegler: Philologie des Auges. Die photographische Entdeckung der Welt im 19. JH. München 2001.
Termine: 17.10.07 24.10.07 07.11.07 14.11.07 21.11.07 28.11.07 05.12.07 12.12.07 19.12.07 09.01.08
16.01.08 23.01.08 30.01.08 06.02.08