Alexandra Schmidt, Essen
 
 Mein Vortrag basiert auf einer kommunikationswissenschaftlichen Analyse des     (improvisierten) Tanzes. Eine Funktion sowohl der verbalen als auch der     nonverbalen Kommunikation ist, das Verhalten von Interaktanten untereinander     zu steuern. Mit Hilfe von Kommunikation ist es den Menschen möglich, ihr     Verhalten gegenseitig zu beeinflussen, zu verändern, sich dem Verhalten des     Gegenüber anzupassen. Die zentrale Frage des Vortrages ist die Untersuchung     der Art und Weise, in welcher Form nonverbale Kommunikation zur Koordination     zwischen Tänzern beiträgt. "Forschungsobjekt" sind zwei Tänzer,     die miteinander improvisierend tanzen. Auf der verbalen Ebene findet demnach     keine Koordination statt. Es wird vielmehr die besondere Anforderung an die     Tänzer gestellt, sich in einem hohem Maße ihrer eigenen Bewegungen und     deren Wirkung bewußt zu werden und sich gleichzeitig auf die anderen     Tänzer, deren Position im Raum, deren Bewegung und damit einhergehend deren     Stimmung zu konzentrieren. In der Improvisation müssen die Tänzer ihre     kommunikativen Fähigkeiten, die sie in der Alltagswelt bereits erlernt     haben, in verstärktem Maße einsetzen. Dazu bedienen sie sich wichtiger     Mechanismen, die in der alltagsweltlichen Form der zwischenmenschlichen     Kommunikation ebenfalls vorkommen. Die Tänzer stehen in einer Form der     Beziehung zueinander, die anhand der Begriffe des sozioperzeptiven Kontaktes     von Gerold Ungeheuer und der präkommunikativen Beziehung von Alfred Schütz     beschrieben wird. Die genaue Untersuchung des Datenmaterials, was ich     vorstellen möchte, zeigt jedoch, dass diese, in der     Kommunikationswissenschaft relativ unstrittigen Begriffe nicht ausreichen,     um Kommunikation in ihrer Komplexität zu beschreiben. Einen Ausblick auf     eine mögliche Weiterentwicklung möchte ich zum Schluss vornehmen.