V, 1 SWS (Di 9 - 10), LG 4, D 02
Michael Giesecke
‚Kommunikation' und ‚Medien' sind zu Generalmetaphern geworden, die nicht nur im Alltag sondern auch in vielen Wissenschaften Orientierung geben. Die wichtigeren theoretischen Anstöße kommen in den letzten Jahrzehnten weniger aus den Sozial- sondern eher aus den biologischen Verhaltenswissenschaften, der Medizin und Biochemie, der Mathematik, der technischen Informatik , der Ökologie und aus den angewandten Künsten. Signalverarbeitung, Resonanz, kybernetische Rückkopplungskreise, mehrmediale Informationsspeicher scheinen Phänomene zu sein, die sich überall in der Natur und evolutionsgeschichtlich spät , aber dann machtvoll auch in den menschlichen Kulturen finden lassen. Die Vorlesung beschäftigt sich mit der ganzen Breite dieser kommunikativen Phänomene und deren Modellierung in verschiedenen Disziplinen. Letztes Ziel bleibt es, Modelle kultureller Kommunikation zu entwickeln, die für das Verständnis und die Gestaltung multisensorieller, massiv parallel laufender und multimedialer Kommunikation erforderlich sind. Die bislang bevorzugten Theorien sozialer Kommunikation sowie Konzepte, die Kommunikation an Sprache und Bewusstsein binden, reichen nicht aus, um das Zusammenwirken von Mensch/Gesellschaft, Natur und Technik in komplexen Netzwerken abzubilden. Eurozentristische Kommunikationstheorien , die interaktionsarme Kommunikation und technikfixierte Medientheorien erschweren die interkulturelle Verständigung. Aussichtsreicher sind für die Beantwortung dieser Grundfragen unserer Gegenwart sind allgemeinere und ökologisch orientierte Ansätze.